salut : tschüss ! 2. Katharina Rupp

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In unserer neuen Rubrik «salut : tschüss !» sprechen wir mit Menschen aus der Bieler Kunst- und Kulturszene. Entweder – salut – sind sie neu in der Stadt oder – tschüss – verlassen Biel für neue Abenteuer. Ab und an nehmen wir auch ein kleines Jubiläum zum Anlass und sprechen mit jemandem beispielsweise über das erste Bieler Jahr.

Der Anfang machte vergangenen Monat Michel Vust, ehemaliger Delegierter für Kultur der Stadt Biel; neu Generaldirektor für Kultur des Kantons Waadt.

Nun stellten wir unsere Fragen an Katharina Rupp, ehemalige Schauspieldirektorin des TOBS.

Katharina Rupp, ein halbes Jahr ist nun vergangen, seit Sie das TOBS verlassen haben. Wo erreichen wir Sie gerade? Was ist seither geschehen? Und konnten Sie bereits Ihren Plänen und Wünschen für «danach» etwas nachgehen?

Ich bin zuhause in Basel, also aus der Altstadt Solothurn ausgezogen und wieder ganz und gar bei meinem Mann in Basel eingezogen. Da gab es rein haushaltstechnisch einiges neu zu sortieren. Jetzt bin ich richtig angekommen und geniesse die Unabhängigkeit, spontane Reisen und endlich mehr Zeit für Familie, Freundinnen und Freunde zu haben und für alles, was in meiner TOBS-Zeit zu kurz kam.

Diese Distanz von sechs Monaten ist neu für Sie, davor waren Sie ganze 17 Jahre Theaterdirektorin, also nonstop involviert. Hat sich Ihr Blick aufs Erlebte schon etwas verändert?

Ja, und es gibt dabei viele unvergessliche Abenteuer und Anekdoten. Aber die Stressträume bleiben aus, der Schreibtisch ist weg und die Flut der Mails verschwunden. Das ist eine grosse Erleichterung. Die zahlreichen Hürden, die es zu überwinden galt, fallen nach und nach durchs Gedächtnissieb.

Eine vielleicht etwas schwierige Frage: Was war rückblickend das Schwierigste, Komplizierteste – oder wie Sie sagen, die grösste Hürde – in den 17 Jahren?

In den dutzenden von parallelen Aufgaben die richtigen Prioritäten zu setzen und genügend Zeit für alle menschlichen Anliegen zu finden. Oder eben, dass gewisse Tage nur 24 Stunden hatten.

Gehen wir zum Positiven: Sie sagten einst, es wäre unangebracht oder ungerecht eine Produktions-Hitparade zu machen, also frage ich Sie nicht nach einer Lieblingsproduktion – aber vielleicht nach einem ganz persönlichen Highlight generell? Ein prägendes Erlebnis?

Das war der Wiedereinzug ins sanierte Theater Solothurn vor genau 10 Jahren. Die Eröffnung mit Purcells «King Arthur» mit 70 Menschen auf und hinter der Bühne und im Orchester. Wir hatten vor allem in Biel backstage Verkehrsschilder, damit man sich in den engen Fluren bei schnellen Umzügen nicht überrannte. Aber es war ein Theaterfest.

Sie leiteten als Theaterdirektorin des TOBS zwei Häuser. Mussten stets auch für zwei Publika denken. Biel und Solothurn. Wo lag da in Ihren Augen der Unterschied? Was mussten Sie beachten? Und wie unterschiedlich ist das Publikum tatsächlich?

Der Unterschied war in erster Linie technischer Art. Die Bühne in Biel hat keinen hohen Schnürboden, andere Seitenbühnen und Beleuchtungswinkel. Für gewisse Bühnenbilder ist es knifflig, sie zu transponieren. Das Publikum habe ich in beiden Städten immer als herzlich und zugewandt erlebt. Das ist nicht selbstverständlich. Für Biel wünsche ich vor allem, dass sich die Zusammenarbeit mit den Schulen und der Stadt noch intensivieren lässt, damit alle aus den jungen Generationen die Chance bekommen, dieses Theater zu entdecken.

Was ist denn für Sie ganz persönlich das Faszinierende oder Einzigartige am Theater? Und warum braucht es Theater? Warum sollen es möglichst alle entdecken?

Weil es ein gemeinsamer Raum ist, in dem erlebt und debattiert wird, in welchem Gedanken und Gefühle angeregt werden von spielenden Menschen, die das alles nur für diesen Moment erzeugen – dieser künstlerische Prozess, Geschichten im Theater zu transformieren, kann etwas sinnstiftendes haben. Theater ist in seiner besten Kunst auch eine Form, die Welt zu verstehen und uns als Zugehörig zu empfinden.       

Werden Sie auch mal wieder einen solchen Raum schaffen? Sprich: Wird es irgendwann, irgendwo nochmals irgendeine Inszenierung von Ihnen auf irgendeine Bühne schaffen? Oder gehört dies nun eben zum «vorher»?

In der nächsten Spielzeit werde ich wieder als Gastregisseurin inszenieren, in der Ostschweiz, so viel darf ich schon sagen. In dieser Saison geniesse ich die Pause. Ich brauche sie zum Auftanken.

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Katharina Rupp, ehemalige Schauspieldirektorin des TOBS